Ingolstadt (smr) Nach zehn Jahren im Dienst der Ingolstädter Tafel weiß Sibylle Hertel, was Armut ist. Als Vorsitzende des Vereins Familien in Not, der im Oktober 2009 in Ingolstadt gegründet wurde, ist sie dem Thema treu geblieben. „Es zerreißt einem das Herz, so tragisch sind diese Schicksale“, sagt Hertel über die sieben Notfälle, derer sich der Verein angenommen hat und die bei der Mitgliederversammlung am Donnerstag vorgestellt wurden.
Hertel ist zu Verschwiegenheit verpflichtet und kann nicht ins Detail gehen. Doch ein paar grundsätzliche Probleme möchte sie ansprechen: „Von den sieben Notfällen betreffen sechs Alleinerziehende.“ Das Armutsrisiko dieser Familien ist hinlänglich bekannt und war auch eine Erkenntnis aus dem Sozialbericht der Stadt Ingolstadt. In drei Fällen geht es nach Auskunft der Vereinsvorsitzenden um tragische Krankengeschichten, die Familien nicht nur in seelische Not bringen, sondern oft auch in finanzielle.
Komplizierte finanzielle Situationen sind zu klären, bevor der Verein Familien in Not Unterstützung leistet – das gebietet allein schon der gewissenhafte Umgang mit den knappen Spendengeldern. „Oft müssen wir ein Dilemma stückchenweise wegräumen, um an den Kern des Problems zu kommen. Häufig handelt es sich um Familien, die knapp über der Grenze zu Hartz IV liegen und entgleisen“, erklärt Hertel. Gemeint sind hohe Kredite. „Und dann suchen diese Leute nicht Hilfe bei einer Schuldnerberatung, sondern wenden sich an gewisse Institute, die auch noch Geld verlangen“, so die Vorsitzende. „Aufklärung ist deshalb auch ein wichtiges Thema für uns.“
So kurz nach der Gründung sind die finanziellen Mittel des Vereins natürlich noch begrenzt. „Wir haben bisher etwa 12 000 Euro beisammen, die sind weg wie nichts, wenn man nur in einem tragischen Fall helfen will“, meint Hertel, die damit rechnet, dass die Menschen in diesem Jahr vermutlich eher für Haiti spenden werden als für Familien in Not. Dennoch habe der Verein, der bei der Sparkasse Ingolstadt ein Konto mit der Nummer 53 13 19 18 eröffnet hat, seine Berechtigung, betont Hertel: „Es gibt tatsächlich die weißen Flecken in der Behandlung tragischer Schicksale. Es macht einen sprachlos, was manche Menschen ertragen – gerade wenn es um Eltern mit kranken Kindern geht.“
Von Suzanne Schattenhofer