Wenn sonst nichts mehr hilft …

Ingolstadt (DK) Zwei Frauen – ein Gedanke: Sibylle Hertel von der Tafel und Familienbeauftragte Adelinde Biank hoben vor einem Jahr den Verein Familien in Not aus der Taufe. Der hilft immer dann, wenn Andere an ihre Grenzen stoßen. Etwa, wenn Geld für eine Zahnspange oder Winterkleidung fehlt.

Die Ingolstädter mussten bei der Gründung das Rad nicht neu erfinden. Denn in Pfaffenhofen erzielt der gleichnamige Verein schon seit Jahren große Erfolge und hat viel Rückhalt in der Bevölkerung. Die Menschen sind eben besonders großzügig, wenn sie mit ihren Spenden, die über die Vorweihnacht der guten Herzen eingehen, unverschuldet in Not geratene Familien aus der eigenen Stadt unterstützen können.

Zugegeben: Es herrschte zunächst Skepsis, ob in einer Großstadt wie Ingolstadt so ein Verein Sinn machen würde, wo doch das Netz an Hilfen und Beratungsstellen so dicht geknüpft ist. Doch die Vereinsgründer hatten nie Zweifel, denn oft genug mussten sie bei ihrer Arbeit erleben, dass eben doch immer wieder Menschen durch die Maschen fallen. „Es gibt einfach so tragische Schicksale, für die keiner zuständig ist. Gerade wenn es um finanzielle Hilfen geht, geraten Beratungsstellen schnell an ihre Grenzen“, erklärt Vorstandsfrau Sibylle Hertel. „Ganz viele Fälle sind genau auf uns zugeschnitten.“

Insgesamt gingen im ersten Jahr 37 Zuschussanträge bei Familien in Not ein. In 23 Fällen – drei davon werden in den Texten unten leicht verfremdet beschrieben – wurde positiv entschieden. Vieles läuft über den Schreibtisch von Adelinde Biank, der städtischen Familienbeauftragten. Bei ihr landen die Menschen, die oft vor einem ganzen Berg von Problemen stehen und in einer Spirale von Schulden, Arbeitslosigkeit oder Krankheit stecken. „Wir ordnen diese Probleme dann nach der Dringlichkeit“, so Hertel.

Doch zuerst wird ganz genau die Bedürftigkeit einer Familie geprüft. Falls das noch keine andere Beratungsstelle übernommen hat, geht die Familienbeauftragte zu den Hilfesuchenden zu Hause, um sich ein Bild von der Lebenssituation zu machen. Es wird auch überprüft, ob eine andere Einrichtung oder Stiftung Unterstützung leisten kann. Werden zum Beispiel Möbel gebraucht, führt der erste Gang zum Caritas- Gebrauchtwarenmarkt. Fehlt Geld für einen Schullandheimaufenthalt, könnte vielleicht ein Förderverein der Schule einen Zuschuss leisten. „Vielen Leute ist es allerdings peinlich, sich an solche Vereine zu wenden“, so Hertel. „Gerade dieses letzte bißchen Würde ist so wichtig.“

Insgesamt wurden im ersten Jahr rund 25 000 Euro an notleidende Familien aus Ingolstadt verteilt. „Viel Geld stellen wir nur auf Darlehensbasis zur Verfügung, und die Leute zahlen es dann in ganz kleinen Raten zurück“, sagt Angelika Stadler, die ebenfalls zum Vorstand gehört. „Das ist den Menschen oft auch lieber so.“

Der Verein Familien in Not ist klein, aber wirksam. Er hat kein Büro und auch nicht viele Mitglieder. Wichtig sind Spenden, um möglichst vielen Menschen helfen zu können. Denn das Schicksal schlägt immer wieder zu.

Wer zweckgebunden für den Ingolstädter Verein spenden will, soll als Stichwort Familien in Not Ingolstadt angeben.

Von Suzanne Schattenhofer

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